Adresse

Bürgerheim 
Bahnhofstrasse 16

Impulsfrage

WAS WÜRDE MICH DAZU BEWEGEN,
KRANKENPFLEGER*IN ZU WERDEN?

Wirtschaft ist Care

Alle Menschen sind verletzlich, vom ersten bis zum letzten Tag ihres Lebens. Sie werden krank, sie erleiden Unfälle, sie altern. Auch wer gern James Bond oder Wonder Woman wäre und vielleicht tatsächlich ein Ausbund an Energie ist, kann jederzeit im Spitalbett landen. 
Das Patriarchat hat eine enge Vorstellung von Pflege entwickelt. Zu pflegen bedeutet demnach, den leistungsfähigen Menschen (wieder) herzustellen, der sich „draussen im feindlichen Leben“ produktiv verausgabt: als Manager*in, Arbeiter*in oder Landwirt*in. Pflege findet demnach in angeblich „weiblichen“ Innenräumen statt: in Familien, Krankenhäusern, in Heimen für alte Menschen oder für Menschen mit Beeinträchtigung. Diese Innenräume sollen möglichst kostengünstig funktionieren, im neoliberalen Regime sogar Profit abwerfen. Care im Sinne einer nachhaltigen, entspannten und zeitintensiven Pflege ist unter solchen Bedingungen kaum möglich. Denn Pflege ist Arbeit. Sie braucht Ressourcen, Kompetenzen und öffentliche Anerkennung. Die Personen, die diese Arbeit leisten, verdienen es, angemessene Löhne und genügend Zeit zu erhalten, um fachkundig zu pflegen. 
Wenn sich die ganze Wirtschaft wieder als Care versteht, müssen Krankenhäuser und Heime keine Profite mehr abwerfen, sondern sie schaffen einen neuen Massstab dafür, wie Pflegearbeit aussehen kann, wenn sie sich so viel Zeit und Raum wie notwendig nehmen darf.

Sursee

Das 1818/19 erbaute neue Stadtspital – seit 1935 Bürgerheim genannt – ersetzte das alte Spital an der Sure und das Siechenhaus im Kotten. Das Gebäude diente nicht nur als Spital, sondern vor allem auch als Armen- und Waisenhaus sowie als Altersheim. Das im klassizistischen Stil geschaffene Haus trägt im Dreiecksgiebel die Inschrift: „Laborantibus et pauperibus“: für die Leidenden und Armen. 

Hauptmotiv für den Bau des neuen Spitals war die verbreitete Armut und drohende Hungersnot in den Jahren 1816/17, nachdem ein Vulkanausbruch auf Indonesien eine weltweite Klimaverschlechterung bewirkt hatte. Nun sollten die arbeitsfähigen Bewohner*innen des neuen Spitals auf dem angegliederten Landwirtschaftsbetrieb ­mitarbeiten und auf diese Art für ihre eigenen Lebenshaltungskosten aufkommen.

Information

Steigender Druck, zu wenig Pflegende und eine alternde Bevölkerung: Die Schweiz gerät mehr und mehr in einen Pflegenotstand. Gemäss Jobradar waren letztes Jahr 11 000 Pflegestellen offen. Bis zum Jahr 2030 braucht es um die 
65 000 zusätzliche Pfleger*innen, darunter 30 000 diplomierte Pflegefachpersonen. Im Moment werden viel zu wenige Menschen in Pflegeberufen ausgebildet. Etwa die Hälfte steigt früher oder später wieder aus dem Beruf aus, weil sie sich emotional erschöpft fühlen, ständig unter Zeitdruck stehen und die Verantwortung nicht mehr tragen können.

SRF Echo der Zeit, www.srf.ch/audio/echo-der-zeit/herrscht-in-der-schweiz-­pflegenotstand?partId=11840115, zuletzt abgerufen am 15.09.2020.