Adresse

Ehret-Park beim Dieben-/Hexenturm

Impulsfrage

WENN ICH DAS LEBEN LIEBE,
MUSS ICH ZU VIELEM NEIN SAGEN.
WOZU GENAU SAGE ICH
AUS LIEBE NEIN?

Wirtschaft ist Care

Lieben heisst Ja sagen: zu einer Arbeit, einem Ort, einer Person, zum Leben. Ja sagen ist nicht selbstverständlich, denn es gibt keinen Beweis, dass das Leben Sinn macht. Ich muss mich immer wieder neu dafür ­entscheiden: Liebe will täglich geübt sein.

Meist konkretisiert sich die Liebe in besonderen Anziehungskräften, die zwischen Menschen und der Welt wirken: in politischen oder Forschungsprojekten zum Beispiel. Sie kann sich auch äussern im Gefühl, die ganze Welt umarmen zu wollen. Liebe ist die Grundlage und der Anfang von allem: „Liebe, und dann tu’ was du willst!“ sagt Augustinus. 

Die patriarchale Ordnung und das damit zusammenhängende wirtschaftliche System haben das Lieben verkleinert zur monogamen Romanze. In unzähligen Filmen, Dramen und Kitschmotiven wird eine menschliche Zweisamkeit zelebriert, die genau besehen ein Besitzverhältnis ist: Der starke Mann erobert die schöne Frau, die ihn anhimmelt, um ihm danach „Kinder zu schenken“. Die dadurch entstehende heteronormative Kleinfamilie ist Ideal und Norm der kapitalistischen Wirtschaft. Sie verkörpert ein zu enges Verständnis von Liebe und macht den grössten ­Wirtschaftssektor der unbezahlten Care-Arbeit unsichtbar und damit ausbeutbar. 

Im ausgehenden Patriarchat befreien wir uns aus der Norm des heterosexuellen Paars und finden zurück zur Vielfalt von Lebens- und Liebes­entwürfen. Je unterschiedlicher Lebens- und Familienkonstellationen sind, desto deutlicher wird, dass Care im Haushalt auch Arbeit ist und nicht einfach selbstloser Liebesdienst.

Sursee

Am Rande der Altstadt liegt der Ehret-Park, der nach der Renaturierung der Sure den Namen des Stifterehepaars erhielt. Die grüne Idylle ist ein Ort, wo Jung und Alt in Sursee sich gerne aufhalten. Die Wiese wird umrahmt von den Armen der Sure sowie den Mauern und Türmen der ehemaligen Stadtbefestigung. Im Park finden auch kulturelle Anlässe statt, u.a. das Open-Air-Kino, das Chäferfescht von Blauring und Jungwacht, Gottesdienste und öffentliches Tai-Chi.

Erläuterungen

patriarchale Ordnung:
Das Patriarchat (wörtl. Vä­terherrschaft, Vaterrecht) ist eine Gesellschaftsform,
in der Männer eine bevor­zugte Stellung in Staat und Familie innehaben: Der erwachsene „freie“ Mann, der einen Haushalt und eine Familie „besitzt“ und kon­trolliert, steht als Norm in der Mitte von allem.

heteronormativ:
Der Begriff „heteronorma­tiv“ bezeichnet daran an­schliessend eine Kultur, in der die monogame, hetero­sexuelle Paarbeziehung als Ideal angesehen wird. Mithilfe von Gesetzen und Tra­ditionen prägt diese Norm die Gesellschaft, bezeichnet andere Lebensweisen als unnormal und wertet sie ab. Die patriarchale und heteronormative Gesell­schaftsordnung macht viele Menschen, gleich welchen Geschlechts, unglücklich und unfrei.

ausgehendes Patriarchat:
Heute leben wir im ausgehenden Patriarchat, denn mit der Transformation von Gesellschaft und Wirt­schaft löst sich die Hie­r­archie zwischen den­ Geschlechtern auf.